Dankbarkeit – ein Schlüssel zu mehr Lebensqualität

Dankbarkeit spielt in der buddhistischen Tradition seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle auf dem Weg zu innerem Frieden. Mittlerweile beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit diesem Thema und bestätigt klar, dass eine dankbare Grundeinstellung viele Vorteile mit sich bringt.

Durch bewusste Anwendung können wir dieses eher stille Gefühl der Dankbarkeit in unser Leben integrieren und zu einer Einstellung entwickeln, die unser Leben enorm bereichert.

In der gegenwärtigen Situation, in der wir in verschiedensten Bereichen mit Herausforderungen konfrontiert sind, sehe ich die Praxis der Dankbarkeit als ein sehr wertvolles Mittel, um mit den Schwierigkeiten besser zurecht zu kommen und unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit zu unterstützen.

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“

Francis Bacon

Dankbarkeit statt Antidepressiva

Dankbarkeit kurbelt die Produktion von Dopamin und Serotonin an, die im Volksmund auch als „Glückshormone“ bezeichnet werden. Dopamin ist für unsere Antriebskraft und Motivation zuständig. Serotonin reguliert im Herz-Kreislauf-System die Spannung der Blutgefäße, psychisch ist Serotonin ein natürlicher Stimmungsaufheller. Es gibt uns das Gefühl der Gelassenheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit. Serotonin sorgt ausserdem für einen besseren Schlaf, einen gesunden Appetit und wirkt schmerzhemmend.

Laut Studien sind dankbare Menschen auch stressresistenter, haben ein stärkeres Immunsystem, niedrigere Entzündungswerte und sind zufriedener mit ihrem Leben und ihren sozialen Beziehungen.

Fokus

Wir Menschen haben die Angewohnheit, den Fokus auf  die Dinge zu richten, die nicht so sind oder laufen, wie wir es uns wünschen…wir konzentrieren uns auf die negativen Ereignisse und Umstände und verlieren dabei völlig aus den Augen, was alles da ist, gut ist und funktioniert. Wir sind gefangen im Optimierungswahn von ‚schneller, besser, mehr‘ und nehmen unzählige Dinge einfach nicht wahr und/oder für selbstverständlich.

Wenn wir uns unser Leben, unsere ganz eigene, kleine Welt anschauen, wird es schnell klar… wir  sind so reich beschenkt und haben täglich unzählige Gründe – und seien sie noch so scheinbar unbedeutend – dankbar zu sein…  Ein Tasse Kaffee, fliessendes Wasser, eine wunderschöne Blume am Wegrand, ein weiches Bett, gesunde Beine…eine endlose Liste. Doch es verlangt von uns eine gewisse Achtsamkeit, diese Dinge auch zu sehen, wahrzunehmen, zu schätzen und anzuerkennen.

Gerade in dieser Corona-Zeit, in der sich vieles verändert oder wegbricht, ist es umso wichtiger, die Aufmerksamkeit und den Fokus auf das zu richten, was noch – oder erst jetzt – möglich und vorhanden ist und uns nicht zermürben und frustrieren lassen von Einschränkungen, Mangel und Verlust.

Ja, gerade in Krisen-Zeiten oder an Tagen, an denen alles schief läuft und doof ist, ist es nicht ganz einfach, Gründe zur Dankbarkeit zu finden und den Fokus darauf zu richten. Wenn wir es aber schaffen, gerade dann unseren Blick zu schärfen,  Achtsamkeit und Konzentration auf das Kleine und das Positive  auszurichten, wird die Dankbarkeit immer mehr ein Teil unseres Alltags und fördert unsere Lebenslust und die Liebe zum Leben.

„Es gibt zwei Arten ein Leben zu leben: Entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines.“

Albert Einstein

Dankbarkeit und Fülle

Ich finde es absolut in Ordnung, materielle Dinge anzustreben und sich über Annehmlichkeiten des Lebens zu freuen. Doch sind es am Ende wirklich Dinge wie das schicke Auto, die Luxusferien oder das grosse Haus, die uns glücklich machen? Oder kann es auch – vielleicht noch vielmehr – etwas kleines, nicht Materielles sein, das uns glücklich und erfüllt fühlen lässt? Ein ehrliches Gespräch mit einem guten Freund, ein Lächeln, eine herzliche Umarmung oder ein wunderschöner Sonnenaufgang… Ich glaube, wir können uns unabhängig von Besitz und Lebensstandard reich beschenkt fühlen. Und das Schöne ist – wenn wir für die kleinen Dinge des Lebens und die Fülle die bereits da ist dankbar sind, wird das Leben mit noch mehr Fülle und Glück antworten.

„Wer dankt, bekommt immer mehr zum Danken.“

Hermann von Bezzel

Negative Emotionen

Auch wenn jeder von uns unzählige Gründe zur Dankbarkeit findet und es sicher Sinn macht, uns darauf zu fokussieren, geht es nicht darum, uns zu positivem Denken zu drängen oder negative Emotionen zu vermeiden oder wegzudrücken. Emotionen wie Wut, Angst, Ohnmacht, Ärger, Scham oder Eifersucht gehören zum Mensch sein und es ist vollkommen natürlich und in Ordnung, dass sie sich zeigen. Wichtig ist, sich nicht von ihnen einnehmen und steuern zu lassen und sie nicht gedanklich zu nähren. Fühle sie, nimm sie an, und lass sie wieder ziehen.

Eine Frage des Blickwinkels

Wir alle erleben auf unserem Weg Enttäuschungen und Verletzungen, schwierige Situationen oder Umstände und machen immer wieder Fehler. Auch das gehört zum Leben und macht uns keineswegs zu Versagern. Worauf es ankommt ist unsere Reaktion darauf, unser Umgang mit diesem „Misserfolg“. Wir können uns als Opfer sehen und den Schuldigen/die Schuldige im Aussen suchen, wir können uns selber verurteilen oder aber wir übernehmen die Verantwortung für unser Leben und erkennen diese Situationen, Umstände und Erlebnisse als Chancen zu Lernen. Wir können bewusst wählen, dankbar zu sein für diese Möglichkeiten, das Leben, die Menschen und uns selber besser verstehen zu lernen, mehr Farben und Facetten des Lebens kennenzulernen und Erfahrungen zu machen, die uns wachsen und uns weiterentwickeln lassen.

„…wir danken dem Leben, indem wir es bedenken.“

Thomas Mann

Dankbarkeit ausdrücken

Wenn wir in unserem Leben all die wunderbaren Geschenke wahrnehmen und dafür Dankbarkeit empfinden, fällt es uns auch leichter, unseren Mitmenschen mit Dankbarkeit zu begegnen. Ein „danke“ oder ein Lächeln als Reaktion auf eine nette Geste, ehrliche Worte oder Unterstützung jeglicher Art signalisieren deinem Gegenüber Anerkennung und Wertschätzung. Dies stärkt die sozialen Verbindungen und gibt auch dir ein gutes Gefühl.

Rituale und Gewohnheiten

Es macht Sinn, Dankbarkeit in unserem Alltag in Form von Ritualen zu praktizieren und so zur festen Gewohnheit werden zu lassen, um sie auch für schwierige Momente oder Phasen leichter zugänglich zu machen und sich langfristig glücklich und ausgeglichen zu fühlen. Hierzu ein paar Beispiele:

  • Starte den Tag kraftvoll und positiv und bedanke dich in Gedanken für Dinge, die du in deinem Leben oder an deinem bevorstehenden Tag schätzt und dich darüber freust.
  • Führe ein Glücks- oder Dankbarkeitstagebuch und notiere jeden Abend darin 5 Momente oder Ereignisse des erlebten Tages, für die du dankbar bist und beantworte dir die Frage: was ist mir heute besonders gut gelungen?
  • Verbinde diese Dankbarkeitsübung mit einem Ritual wie z.B. Zähneputzen, so dass es mit der Zeit zur Gewohnheit wird und du dir ganz automatisch während dem Zähne putzen Gedanken darüber machst, wofür du gerade dankbar bist.
  • Lege dir morgens einige Murmeln, Erbsen oder Ähnliches in die linke Hosentasche. Wenn du während des Tages etwas Schönes erlebst, bedanke dich innerlich und lege eine Murmel in deine rechte Tasche. Abends kannst du dann all die Ereignisse nochmals durchgehen und die Augenblicke, resp. die Dankbarkeit nochmals aufleben lassen.

Ich danke dir herzlich fürs Lesen und für dein Interesse  – lass uns die Kraftquelle der Dankbarkeit zum Sprudeln bringen!